Von Michael Bleichner, Eberhardzell
Im Winter 2009 wird über die Firma Grün Team, Eberhardzell, nach zweijähriger Pause wieder der schwedische Bräcke Mounder im deutschen Raum aktiv. Dieses auch in zertifizierten Wäldern (PEFC) zugelassene Verfahren hat sich in mehrfachem Einsatz im süddeutschen Raum bewährt. Bereits 1993 führte die Baumschule Schrader auf stark vergrasten und mit Brombeeren verwilderten Flächen der Gräflich Toerring- Jettenbach’schen Verwaltung in Seefeld am Ammersee die Wiederaufforstung mit dem schwedischen Unternehmer durch. Auf rund 50 ha Kahlflächen wurden binnen 3 Wochen rund 150 000 Pflanzen gesetzt. Aufgrund der 93er Erfahrungen und der beispielhaften Entwicklung dieser Bestände entschloß sich die Forstamtsleitung unter Herrn Armin Elbs zum erneuten Einsatz der in Schweden standardmäßig eingesetzten Technik auf den vom SturmLothar produzierten Freiflächen.
Verfahren und Durchführung:
Durchgeführt wurde die Arbeit von dem schwedischen Vertragspartner ROLF HULTELID, der in Schweden bereits seit 1976 im Bereich scarification (Bodenbearbeitung zur Pflanzplatzbereitung) tätig ist. Sein Arbeitsvolumen beträgt jährlich ca. 2000 ha, was zeigt, dass es sich bei dem Verfahren um die Standardarbeitsweise in Schweden handelt.
Gearbeitet wird mit einem Forwarder mit 67 bis 97 KW (hier Hemek Ciceron) und dem 3300 kg schweren schwedischen Hochleger Bräcke Mounder. Hierbei handelt es sich um einen 2 reihigen Variations-Furchenzieher, welcher mit zwei selbstarbeitenden Hydraulikmotoren in den Fahrspuren punktuelle Pflanzplätze schafft. Ziel ist es, den Pflanzen einen optimalen Start zu ermöglichen. Um Kosten zu sparen und Umwelteinflüsse wie Erosion, Austrocknung, Nährstoffauswaschung zu vermeiden, wird eine punktuelle Bearbeitung angestrebt. Dabei sind die Pflanzplätze zwischen jedem Erdwall in einem Reihenabstand von 1,80-2,00 m und einem Pflanzabstand von 1,50-3,00 m (2000 bis 6000 Pflanzen/ha) frei variierbar. Vorhandene Verjüngungskegel können ausgespart und somit in die Wiederbestockung miteinbezogen werden. Die Einstellung des Arbeitsdruckes und des Verbandes wird elektronisch vom Führerstand des Fahrer aus bedient. Die beim Moundering entstehenden Hügel (Mounds) können je nach Standortgegebenheiten und Ansprüchen von klein, mittel bis groß eingestellt werden.
Die anschließende Pflanzung erfolgt in manuellen, den gewählten Baumarten und Pflanzgrößen angepaßten Pflanzverfahren. Durch die erreichte Loch-Hügelpflanzung ist es in der Regel ausreichend kleine Pflanzsortimente zu wählen, wodurch sich der Anwuchserfolg sowie die optimale Wurzelentwicklung erhöht und im Gegenzug die Pflanzungskosten gesenkt werden. Wichtig vor der Ausführung der Pflanzarbeiten ist es, den Arbeitern auf pädagogischem Weg das nötige Wissen über die Wachstumsfaktoren (besondere Lage, Klima und Boden) aufzuzeigen. Denn sie müssen je Pflanzplatz den optimalen Pflanzort (Tripp, Trapp, Trull, ) und die Pflanztiefe entscheiden.
Grundsätzlich kann sofort nach dem Moundern die Pflanzung durchgeführt werden. Besser ist es jedoch, den Zeitpunkt des Moundering so zu wählen, daß die Mounds, insbesondere bei starker Rohhumusauflage, ausreichend Zeit finden um sich abzusetzen. Das heißt in der vegetationsruhigen Zeit (Winter) ca. 3-4 Monate vor der Frühjahrspflanzung.
Kosten:
Je nach Standortgegebenheiten und Räumungszustand der Flächen, belaufen sich die Kosten für das Moundering zwischen 700,- und 1200,- Euro je Hektar. Hierbei spielen insbesondere die mit dem Forwarder befahrbare Gesamtfläche (Gesamtaufkommen wenigstens 10 ha) sowie die Teilflächengröße (ab 0,3 ha) eine Rolle. Desweiteren sind Hangneigung (bis 25%), Räumungszustand der Fläche und Anzahl der Mounds je ha von Bedeutung. Positiv auf die Kulturkosten wirken sich die geringeren Pflanzungskosten auf den vorbereiteten Pflanzplätzen aus. Am vorteilhaftesten für den Waldbesitzer ist eine Gesamtabwicklung der Pflanzmaßnahme über den Unternehmer. Das heißt Moundering, Pflanzenlieferung und Pflanzung zum Fixpreis je Pflanze.
Vor- und Nachteile des Verfahrens:
Der sicherlich größte „Nachteil“ des schwedischen Verfahrens liegt in der einmaligen, flächigen Befahrung der zu bestockenden Flächen. Dies wird abgemildert durch Breitreifen mit aufgezogenen Bändern und einer zeitlich optimalen Flächenbearbeitung. Wie jedoch die Erfahrungen von 1993 bei der Toerring’schen Verwaltung gezeigt haben, lassen sich die in Schweden erforschten und bestätigten Vorzüge auch in unseren Breiten erreichen. So müssen durch den maschinellen Einsatz weitaus geringere Ansprüche an die Flächenräumung gestellt werden. Bereits vorhandenes Seegras oder Brombeere werden im Mound miteingearbeitet und stehen somit der Pflanze nicht zur Konkurrenz und dienen in Verbindung mit der Humusauflage darüber hinaus noch als Nährstoffdepot. Dieses Depot setzt mit der beginnenden Verrottung (1-2 Jahre) die Nährstoffe pflanzenverfügbar frei (Komposteffekt). Dies führt zu einem deutlichen Wuchsvorsprung im Vergleich zu herkömmlich gesetzten Pflanzen. Dazu trägt auch das verbesserte Kleinklima (Loch-Hügelpflanzung) der in der Regel erhöht sitzenden Pflanzen bei. Die durch das Verfahren ermöglichte Verwendung von Kleinpflanzen gewährt eine optimale Wurzelentwicklung, verringert die Pflanzungskosten und führt zu deutlich geringeren Ausfallprozenten.
Alles in allem handelt es sich durch die geringeren Pflanzen- und Pflanzungskosten, den Wegfall von Pflegemaßnahmen und dem binnen 6 Jahren erreichten Wuchsvorsprung um ein effizientes und kostengünstiges Verfahren, um große Schadflächen in kürzester Zeit erfolgreich wieder in Bestockung zu bringen.
M. Bleichner ist Dipl. Ing (FH), Betriebsleiter und Gründer der Firma Grün Team in Eberhardzell